1805 / 1762

1805
Orgel=Stücke
für
den Schullehrer und Küster
Wilhelm Dahlhoff
in Dinker,
d. 4. Juny 1805

Original

Der große blaue Pappeinband (32,6 x 21,6 cm) enthält

7 Märsche
3 Andante
3 Allegro
1 Sonate
2 Trompetenstücke
2 Presto
1 Menuet
2 Fragmente

Die beiden ersten Märsche sind dasselbe Stück in verschiedenen Tonarten. Das zweite Trompetenstück ist nicht als solches betitelt, aber entspricht im Aufbau dem anderen, daher habe ich es ebenfalls als solches benannt.

Zwei Stücke haben genauere Bezeichnungen:
Nr. 8 "Marsche de la Lègion de Mirabeau" und Nr. 20 "Allegro del Sigl. Bach".
Laut Wikipedia wurde die Légion Mirabeau von André Boniface Louis Riquetti, vicomte de Mirabeau, 1790 in Süddeutschland geführt.

Neben den oben genannten Orgelstücken befinden sich in dem Einband auch andere, ältere Noten. Diese Noten wurden offensichtlich stark genutzt und transportiert, denn sie waren zum Teil nur längs, manche aber auch quer gefaltet.

Clavir Concerten
Adagion und Allegron
possesor
J.D.Dahlhoff
Küster
a
Dinker
Anno 1762

Original

steht auf einem ehemals gefalteten Blatt. Wilhelm Dahlhoff hat es hinter seine Klavier­noten von 1805 geheftet und viele Fliegen haben sich auf dem Deckblatt verewigt. Auf der "Rückseite" sind einige Schreibversuche, offensichtlich war etwas mit der Feder nicht in Ordnung.

Ein weiterer Teil beginnt mit einem sehr stark gelöcherten Blatt (Allegro ex C #), bei dem man nicht immer zwischen Loch und Note unterscheiden kann. Bei dieser Seite und ihrer Rückseite wurde für das Scannen eine schwarze Pappe untergelegt, damit man die Löcher besser erkennen kann. Die weiteren Seiten dieses Teils haben stark gelitten und sind besonders am unteren Rand stark ausgefranst.

Der letzte Teil beginnt augenscheinlich mitten in einem Stück. Die Seiten sind oben und unten beschnitten worden, aber so, dass an der unteren äußeren Ecke immer ein Zipfelchen stehen geblieben ist. Ob das beim Umblättern half? Habe das mal bei einem Klavierspieler beobachtet. Am oberen Rand sind manchmal Teile der Großbuchstaben abgeschnitten.

Wie viele der Stücke tatsächlich von Johann Diederich Dahlhoff aufgeschrieben wurden könnte nur eine Handschriftenanalyse ergeben. Wilhelm hat in diesem Band offensichtlich viele lose Blätter zusammengebunden, darunter auch einige ohne Anfang oder Ende.

In den Titeln von fünf Stücken erscheint der Name „Grau“ bzw. „Graun“. Die drei Brüder Graun (geboren 1698, 1703, 1704 in Wahrenbrück) wurden an der Dresdener Kreuzschule ausgebildet. Prof. Dr. Christoph Henzel (Historische Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Würzburg) (Habilitation 2001: "Studien zur Graun-Überlieferung im 18. Jahrhundert") schrieb mir am 20.3.2019 dazu: "...das ist ja ein merkwürdiger Fall. Die Grau/Graun zugeschrieben Stücke finden sich nicht im GraunWV." Er empfiehlt in der Datenbank RISM zu suchen. Es bleibt also noch herauszufinden ob Dahlhoff tatsächlich noch unbekannte Graun-Stücke aufgeschrieben hat oder ob sie anderen Komponisten zuzuordnen sind.

Das Stück 1762, 110_111 "Aria Dell operetta Sigs. Grau" enthält folgenden Text:

Wenn ich deine Ruhe störe und ein andere Schönheit ehre.
Sey mein Hertz in steter Pein - Sey mein Hertz in steter Pein - in steter Pein
Wenn ich deine Ruhe störe – Sey mein Herrtz in steter Pein
Sey mein Hertz – in steter Pein
Sey mein Hertz in steter Pein - in steter Pein - in steter Pein
bb: Allzeit ists dir treu VerBleiben
Seit es anfing dich Zu lieben
Drum sols ewig deiner seyn solls ewig ewig deiner seyn
drum sols Ewig deiner seyn

Original

Ebenfalls nicht zuordnen kann ich die beiden Namen "Kellerij" bzw. "Kellery" und "Graskamp". Bei "Graskamp" bin ich nicht sicher, ob es tatsächlich ein Personenname ist oder eine Ortsbezeichnung, also der Name eines Flurstücks.