Orgel-Geschichte

16.
Friedrich Dahlhoff
in
Welver

Original

Diese Handschrift ist in einen großen blauen Pappdeckel eingebunden (32,3 x 20,4 cm), die Seiten bestehen aus weichem Papier mit bläulichen Fasern. Unten hat das Buch viele Eselsohren. Vierzehn Blätter am Ende wurden nicht beschrieben, aber es liegt ein loses Blatt ein: Angabe der Lieder, welche am 1. Novbr in Dinker mit Instrumentalmusik begleitet werden.

Friedrich Dahlhoff hat mit ordentlicher Schrift die Geschichte der Orgel aufgeschrieben. Am Ende jeder Seite steht unter dem Text ein unterstrichenes Wort, es ist jeweils das erste Wort auf der nächsten Seite.

Der Text beginnt:

Kurze Geschichte
der
Orgel

Die Orgel tönt in feierlichen Klängen. Nur hohen Dingen ist ihr Schall geweiht. Sie stimmt das herz zu heilgen Lobgesängen. Sie fühlet mit dem Menschen Freud und Leid. Sie schallt der frohen Braut am Hochaltare Und klagt mit dem Betrübten an der Bahre.

Schiller

Zu den eigenthümlichsten Geisteserfindungen des christlichen Kunstsinnes gehört unstreitig die Orgel, dieser Wunderbau voll Stimmen alles Lebenden. So wie die einfachen Klänge der Glocke die mannigfaltigsten Empfindungen in dem menschlichen Gemüthe anzuregen im Stande sind, also sind in dem kunstvollen Bau der Orgel die Töne aller Instrumente vereinigt, und sie ist, so wie die Glocke, mit dem schristlichen Cultus unzertennlich verbunden. Bald rollen ihre Töne dem Donner gleich dahin, bald verschwimmen sie wie im Überirdischen und führen den Menschen zu der Idee des Glaubens an einen Gott, deßen Stimme in seinem Donner den Erdtkreis erschüttert, der aber auch im milden Säuseln des Windes vorüberzieht. Die Orgel mit ihrer wundervollen Mannigfaltigketi ist es, die jedes gefühl des frommen Gemüthes in seiner tiefsten Bedeutung zu ergreifen und die Seele zum Unendlichen zu erheben vermag. Sie stimmt zu der Trauerklage eines Schwergeprüften, und ihre sanften Töne dringen tief in sein verwundetes Gemüth, sie stimmt aber auch zu dem Lobgesang...

Original