Orgel
In einer Küsterfamilie galt die Orgel als Königin der Instrumente, und so haben sowohl Wilhelm als auch Friedrich Dahlhoff etwas zu Orgeln und Orgelbau aufgeschrieben. Friedrich Dahlhoff war Lehrer und Organist in Dinker und hat Westfalen bereist als Orgel-Revisor. Band IV seiner Revisionen ist überliefert, dieser beginnt 1876. Friedrich Dahlhoff unterschreibt in diesem Buch als Lehrer, Organist und eben Revisor.
Orgeln in Westfalen - Inventar historischer Orgeln in Westfalen
Unter diesem Titel veröffentlichte Prof. Dr. Reuter (Leiter der Orgelwissenschaftlichen Forschungsstelle im Musikwissenschaftlichen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster) 1965 ein Buch über die historischen Orgeln Westfalens. Anfang der 1950er beschäftigte er sich vor allem mit den wirklich alten Orgeln, aber als dann Anfang der 1960er viele Orgeln durch Verfall vom Abriß bedroht wurden, inventarisierte er alle historischen Orgeln, denn es gab, so schreibt er, zu dieser Zeit keine Zusammenstellung der westfälischen Orgeln.
Die Orgeln sind nach Land-, bzw. Stadtkreisen sortiert. Es fällt auf, dass Reuter die Orgeln aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die in Friedrich Dahlhoffs Orgel-Revisionen erwähnt werden, als nicht historisch bezeichnet. Nicht alle Orgeln, die Friedrich Dahlhoff als Revisor besucht hat werden bei Reuter beschrieben, denn durch den Krieg sind einge der Kirchen zerstört und die Orgeln damit vernichtet worden.
Orgeln die sowohl bei Reuter als auch bei Dahlhoff aufgeführt werden sind: Bausenhagen, Dinker, Frömern, Gütersloh, Lippstadt (Jacobikirche), Münster (evangelische Apostelkirche), Siegen (Nikolaikirche), Unna.
Für Dinker im Landkreis Soest findet sich der folgende Eintrag. Will man die einmanualige Orgel sehen, auf der zumindest Johann Diederich Dahlhoff noch gespielt hat, so muss man demnach nach Rhynern (Landkreis Unna), allerdings soll dort nur das Gehäuse erhalten sein.
DINKER, evangelische Kirche
(Abb. 226)
(S. 92)
1585 Orgelneubau für 81 Rthl. 1. 1699 neue Orgel von Johann Georg Alberty aus Dortmund für 380 Rthl. 2. 1773 neue Orgel unter Verwendung von Teilen einer älteren Orgel von Johann Georg Fromme für 430 Rthl. Gehäuse und Teile der Orgel von Alberty wurden 1773 an die reformierte Gemeinde Rhynern verkauft. Das Gehäuse ist dort erhalten 3. 1928 kam die 1864 von Voigt, Halberstadt, erbaute Orgel aus dem Archigymnasium in das Gehäuse des 18. Jahrhunderts. Bei dieser Gelegenheit wurden die an die Chorwände angelehnten Pedaltürme entfernt 4. Das Hauptgehäuse des 18. Jahrhunderts ist erhalten 5.
1 P. Stein, Dinker ein Heimatbuch für das Kirchspiel Dinker, Soest 1934, S. 37 f. - Gocke, S.5.
2 AEK Dinker, Pfarrchronik. - Gocke, S. 25. - W. Müller, Geschichtliche Entwicklung der Musikpflege in Soest. In: Zs. Bd. 56, 1938, S. 61.
3 Nach der Darstellung bei Gocke und Müller ist die alte Orgel nach Rhynern verkauft. Aus dem bei Gocke (S. 56) mitgeteilten Vertrag vom 16.11.1773 geht eindeutig hervor, daß Fromme Teile des einmanualigen Werkes von 10 Registern wiederverwenden sollte. - H. Schwartz, Die Kirchen der Soester Boerde, Soest 1961, S. 139 berichtet, daß Altar, Kanzel und Orgelgehäuse 1745/50 von Kartenberg errichtet wurden. Vermutlich hat man schon damals den Neubau einer größeren Orgel mit Pedal geplant, die nicht zur Ausführung kam. Anders sind kaum die Pedaltürme zu erklären, die um 1900 noch vorhanden waren (Abb. BKW, Kreis Soest, Tafel 10). Die Orgel von 1773 hat kein eigenständiges Pedal gehabt. - Die bei Gocke mitgeteilte Disposition (S. 56f.) enthält im Verlaufe der Abschrift offenbar einige Fehler. die dort zitierten Archivalien standen bis 1963 zur Einsichtnahme nicht zur Verfügung.
4 AEK Dinker, Orgelakte.
5 Befund 1956.
(Quelle: Orgeln in Westfalen - Inventar historischer Orgeln in Westfalen,
Rudolf Reuter, Bärenreiter Kassel, 1965)
Für die Dahlhoffs war die Orgel ein großartiges Instrument, mit dem sie sich nicht nur spielend beschäftigten (s. Orgel-Geschichte). In der Geschichte war das ansonsten nicht immer so: zur evangelischen Nikolaikirche in Siegen schreibt Reuter "Die orgelfeindliche Einstellung des Konsistoriums hielt nachweislich bis nach 1675 an.". Reuter vermerkt bei einigen Orgeln, wann sie im II. Weltkrieg zerstört wurden, teilweise auf den Tag genau. Bei manchen Orgeln schreibt er auch "sie gingen verloren". Man fragt sich allerdings wie eine Orgel verloren gehen kann. Es sollte wohl heißen, dass man nicht weiß wo sie hin gekommen sind.
Orgeln wurden immer als etwas besonderes angesehen und so liebte man sie oder vernichtete sie je nach politischer und religiöser Gesinnung. Heute gibt es z.B. die Gesellschaft der Orgelfreunde, in der Menschen sich aus Freude am Instrument mit Orgeln beschäftigen, wie wir durch eine zufällige Begegnung bei einem Besuch des Essen-Werdener Doms erfuhren.