Volkstanz

Wer und was ist eigentlich das Volk?
Welches Volk tanzt denn die Volkstänze?
Bauern? Bürger, also die Städter? Der Adel? Was ist mit den hierarchisch geordneten Ständen? Wo sind die Unterschiede zwischen ihnen?

Je mehr ich dazu lese desto schwieriger wird die Einordnung von Tänzen als Volkstanz. Das ist nicht nur ein Problem, das sich im Rückblick auf vergangene Zeiten und ihre Tanztraditionen auftut, sondern auch für die heutige sogenannte 'Folk-' oder 'Volksmusikszene' gilt. Denn Tanz gehört unbedingt mit Musik zusammen, sollte diese auch nur aus einer Trommelbegleitung bestehen (Hartmut Braun, Volksmusik). Je nach Interessenlage versteht man auch heute unter dem selben Begriff etwas völlig anderes. Im anglo-amerikanischen Raum wird mit 'Folk' eher die Singer-/Songwriter-Bewegung bezeichnet. Interessiert man sich für Balfolk, dann wird es irgendwo zwischen Schweden und Frankreich angesiedelt.

Unter Volkstänzen wird meist das verstanden was aus einer Überlieferung stammt. Wie alt diese Überlieferung oder Tradition wirklich ist, ist meist sehr schwer herauszufinden, wenn überhaupt! Auch so eine Frage: Wie wichtig ist es für einen Tanz zu wissen, dass er schon uralt ist wenn es Vergnügen bereitet ihn zu tanzen?

Aus meiner und anderer Leute Tanz-Geschichte

Bereits meine Eltern tanzten Volkstänze, selber lernte ich diese Tänze erst in meiner Schulzeit und in der dann entstehenden Jugendgruppe. Tanzten meine Eltern oft noch zu Schallplatten - bloß nicht so hüpfen, dann springt die Nadel auf dem kleinen tragbaren Plattenspieler! So hatten wir das Glück selber die Musik dazu zu lernen und zu spielen - wir hatten also Live-Musik! Da einige in unserer Gruppe Musik machten konnten wir uns abwechseln und alle Musikanten auch tanzen.

Wir lernten die Tänze zwar in etwa so wie sie irgendwo aufgeschrieben worden waren, aber, und das war bei uns sehr wichtig, wir konnten sie bei Bedarf auch mal ändern. Letzteres war nötig wenn wir mal wieder irgendwo öffentlich mit Publikum tanzten. Da schwärmten wir dann aus und holten aus dem Publikum Menschen dazu, sodass so ein Vierpaarkreis zur Hälfte aus "Publikum" bestand. Wir führten diese Tanzunerfahrenen geübt durch den Tanz und freuten uns alle hinterher wie gut es geklappt hatte.

Je mehr Tänze wir konnten, desto leichter fiel es natürlich neue zu lernen und desto lockerer wurde auch der Umgang damit. Wir haben nicht auf die Melodie des einen, den anderen Tanz getanzt, das war auch nicht nötig, da wir viele Tänze kannten. So lösen auch heute noch bestimmte Melodien bestimmte Handlungsabläufe aus - nein nicht nur bei mir, bei vielen langjährigen Volkstänzern, auch wenn sie viele Jahre nicht getanzt haben.